#01 Sehnsucht Stadt
10.09.2021 – 11.11.2021
Unter dem Titel „Sehnsucht Stadt“ eröffnet im Sommer die erste Ausstellung in unseren Räumen in der Düsseldorfer Carlstadt.
Die Idee zur Ausstellung entstand vor dem Hintergrund eines Bauprojektes der Nidus, die das ehemalige und in seinem Werk einzige Wohnhaus des Düsseldorfer Architekten Bruno Lambart aus dem Jahre 1955 erwarb und bis 2020 sanierte. Das Mehrfamilienhaus befindet sich im Düsseldorfer Zooviertel.
Mit Beiträgen von Dr. Alexandra Apfelbaum, Marie Kreibich und Nidus.
Im Zusammenhang mit der Recherche zur Nachkriegsmoderne und Stadthäusern aus dieser Zeit in Düsseldorf, entdeckten wir die Vielfalt und Menge herausragender Beispiele von Alltagsarchitektur der Wiederaufbaujahre. Wie in vielen deutschen Städten, wurde ein Großteil des Wohnungsbestands durch den Krieg zerstört. Das dadurch entstandene einheitliche Bild des Wiederaufbaus findet sich somit in zahlreichen Städten der Bundesrepublik. Während die Sonderbauten der Nachkriegsarchitektur inzwischen vermehrt gewürdigt und unter Denkmalschutz gestellt werden, fehlt vielerorts das Gespür für die Alltagsarchitektur dieser Zeit.
Bei genauerer Betrachtung dieser Epoche entdeckt man jedoch die vielfältigen, feinsinnigen Verflechtungen der Vorbilder, Strömungen, Referenzen und technischen Neuerungen derer sich die bauenden Architekten bedienten.
Die Stadt Düsseldorf nimmt im bundesdeutschen Zusammenhang darüber hinaus eine besondere Stellung ein, da sich in Form des sogenannten Düsseldorfer Architektenstreits jene Verflechtungen auch in politischer und personeller Form niederschlugen und somit für die Rekonstruktionsdebatte der Bundesrepublik beispielhaften Charakter haben.
Die Ausstellung hat zum Ziel, die Gestaltung der Alltagsarchitektur dieser Zeit anhand der Typologie des Stadthauses ablesbar zu machen. Die Beispiele wurden auf Spaziergängen durch die Stadt mehr oder weniger zufällig ausgewählt. Häuser wie diese finden sich zahlreich in der Stadt, die Auswahl ist daher unvollständig.
Das Leben in der Stadt und die Typologie des Stadthauses hat an Relevanz und Beliebtheit bis heute nicht eingebüßt. Heute wie damals, steht das Stadthaus in einem wechselseitigen Verhältnis mit seinem Kontext, findet seine Gestalt im Zusammenspiel von Regel und Ausnahme und seine Besonderheit im Detail.
Die Austellung beleuchtet vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen und technischen Parameter der Wiederaufbaujahre die Gestalt des Stadthauses und versteht sich als Plädoyer für eine neue, differenzierte Wertschätzung dieser Architektur. Sie möchte Anstoß zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit diesem historischen Erbe geben und einen Beitrag zum Neu- und Weiterbauen leisten.